Freitag, 11. August:
Anreise, erster Tag
Ich muss zugeben: Vor diesem Tag graust es mir am meisten. Es ist nicht die bekannt lange Fahrtstrecke und ‑zeit nach Calais, die mich schon vorab nervt, sondern schlicht die Tatsache, dass wir wieder durch Belgien müssen. Wer den 2014er Ferienbericht kennt, weiß, dass ich das Land nicht unbedingt mag und warum.
Bis zur holländischen Grenzen büßen wir bereits Zeit ein durch viel Regen und schlechte Sicht im Westen Deutschlands. Kurz vor Holland übernehme ich gegen 14.30 Uhr das Steuer von Frau R., und wir kommen gut durchs Frau-Antje-Territorium. Auf den Megastau vor Brüssel bereits gefasst, beginnt der Frust aber bereits kurz nach Grenzübertritt: Es staut sich. Und staut sich. Und staut sich. Bis Brüssel. Und dort geht dann rund um diese Stadt gar nichts mehr; zu Fuß wären wir schneller gewesen.
Und nach Brüssel wird es nicht besser, denn vor, um und nach Gent geht ebenfalls nicht viel. Erst ab Oostende lichtet sich der Verkehr; und als wir in Calais ankommen, zeigt die Uhr bereits 20.15 Uhr, was eine Gesamtreisezeit von 12 1/2 Stunden ergibt.
Gott sei Dank hat wenigstens der Regen aufgehört! Ich versuche mir die Zeit zu vertreiben, in dem ich über die wichtigen Dinge unserer Zeit nachdenke. So z. B., warum die Fahrzeugnummernschilder in Belgien mit einer 1 beginnen. Pkw, Lkw, Transporter – alle! Hing es vielleicht damit zusammen, ob die Fahrzeuge in einer Großstadt registriert waren? Doch dann: Ein Muster! Mehrere Fahrzeuge der Marke Citroen hatten ein Nummernschild, das eben NICHT mit einer 1 begann. Nach einem kleinen Triumphtanz darüber, dass sich mir eine merkwürdige Gemeinsamkeit offenbart hatte, überholte uns ein Citroen, dessen Nummernschild mit einer 1 begann. Belgien ist ein großes Land mit vielen Geheimnissen und Ungereimtheiten!
Ich will nie wieder nach Belgien. Nie wieder! Nur noch kurz auf der Rückfahrt. Ganz früh am Morgen. Und wir werden so tun, als ob wir nicht in Belgien seien 😉
Das Hotelpersonal in Calais ist deutlich freundlicher als noch 2014, mittlerweile spricht man sogar Englisch. Wir fallen kurz nach einem Absacker ins Bett – Samstag können wir ausschlafen. Da ich schon abgesackt genug bin, brauche ich keinen Alkohol. Ich lasse mich lieber vom Fernsehen, das zu 99 % aus französischsprachigen Sendern besteht, umnebeln. Auf BBC wird den ganzen Abend live(!) von der Präsidentenwahl in Kenia berichtet. Höhepunkt: Das Verlesen der Wahlergebnisse sämtlicher Kandidaten aus allen Provinzen, egal ob das Ergebnis die 1 % übersteigt, oder nicht. Ich bleibe am Apparat, bis der Gewinner verkündet wird. Vielleicht ist es anderen Zuschauer auch wie mir ergangen, denn ich war irgendwie überrascht, dass es nun doch noch einmal der alte Präsident geworden ist. Nach der Fülle von Namen und Ergebnissen (es wurden vom Wahlkampfleiter ab und zu noch mal die Zwischenergebnisse vorgelesen) hatte ich irgendwie den Faden verloren. Oder war es die Freude darüber, dass der Vorlesemarathon endlich vorüber war? Man weiß es nicht. Jedenfalls könnte man sich in Deutschland überlegen, ob man sich nicht die lahmen, und auf allen Sendern irgendwie gleichen, Wahlsendungen spart und statt dessen einen Wahlkampfleiter mit unterhaltenden Fähigkeiten engagiert.