North Marston 2017

Freitag, 11. August:
Anreise, erster Tag

Ich muss zuge­ben: Vor die­sem Tag graust es mir am meis­ten. Es ist nicht die bekannt lange Fahrt­stre­cke und ‑zeit nach Calais, die mich schon vorab nervt, son­dern schlicht die Tat­sa­che, dass wir wie­der durch Bel­gien müs­sen. Wer den 2014er Feri­en­be­richt kennt, weiß, dass ich das Land nicht unbe­dingt mag und warum.

Bis zur hol­län­di­schen Gren­zen büßen wir bereits Zeit ein durch viel Regen und schlechte Sicht im Wes­ten Deutsch­lands. Kurz vor Hol­land über­nehme ich gegen 14.30 Uhr das Steuer von Frau R., und wir kom­men gut durchs Frau-Antje-Ter­ri­to­rium. Auf den Mega­stau vor Brüs­sel bereits gefasst, beginnt der Frust aber bereits kurz nach Grenz­über­tritt: Es staut sich. Und staut sich. Und staut sich. Bis Brüs­sel. Und dort geht dann rund um diese Stadt gar nichts mehr; zu Fuß wären wir schnel­ler gewesen.

Und nach Brüs­sel wird es nicht bes­ser, denn vor, um und nach Gent geht eben­falls nicht viel. Erst ab Oos­tende lich­tet sich der Ver­kehr; und als wir in Calais ankom­men, zeigt die Uhr bereits 20.15 Uhr, was eine Gesamt­rei­se­zeit von 12 1/2 Stun­den ergibt.

Gott sei Dank hat wenigs­tens der Regen auf­ge­hört! Ich ver­su­che mir die Zeit zu ver­trei­ben, in dem ich über die wich­ti­gen Dinge unse­rer Zeit nach­denke. So z. B., warum die Fahr­zeug­num­mern­schil­der in Bel­gien mit einer 1 begin­nen. Pkw, Lkw, Trans­por­ter – alle! Hing es viel­leicht damit zusam­men, ob die Fahr­zeuge in einer Groß­stadt regis­triert waren? Doch dann: Ein Mus­ter! Meh­rere Fahr­zeuge der Marke Citroen hat­ten ein Num­mern­schild, das eben NICHT mit einer 1 begann. Nach einem klei­nen Tri­um­ph­tanz dar­über, dass sich mir eine merk­wür­dige Gemein­sam­keit offen­bart hatte, über­holte uns ein Citroen, des­sen Num­mern­schild mit einer 1 begann. Bel­gien ist ein gro­ßes Land mit vie­len Geheim­nis­sen und Ungereimtheiten! 

Ich will nie wie­der nach Bel­gien. Nie wie­der! Nur noch kurz auf der Rück­fahrt. Ganz früh am Mor­gen. Und wir wer­den so tun, als ob wir nicht in Bel­gien seien 😉

Das Hotel­per­so­nal in Calais ist deut­lich freund­li­cher als noch 2014, mitt­ler­weile spricht man sogar Eng­lisch. Wir fal­len kurz nach einem Absa­cker ins Bett – Sams­tag kön­nen wir aus­schla­fen. Da ich schon abge­sackt genug bin, brau­che ich kei­nen Alko­hol. Ich lasse mich lie­ber vom Fern­se­hen, das zu 99 % aus fran­zö­sisch­spra­chi­gen Sen­dern besteht, umne­beln. Auf BBC wird den gan­zen Abend live(!) von der Prä­si­den­ten­wahl in Kenia berich­tet. Höhe­punkt: Das Ver­le­sen der Wahl­er­geb­nisse sämt­li­cher Kan­di­da­ten aus allen Pro­vin­zen, egal ob das Ergeb­nis die 1 % über­steigt, oder nicht. Ich bleibe am Appa­rat, bis der Gewin­ner ver­kün­det wird. Viel­leicht ist es ande­ren Zuschauer auch wie mir ergan­gen, denn ich war irgend­wie über­rascht, dass es nun doch noch ein­mal der alte Prä­si­dent gewor­den ist. Nach der Fülle von Namen und Ergeb­nis­sen (es wur­den vom Wahl­kampf­lei­ter ab und zu noch mal die Zwi­schen­er­geb­nisse vor­ge­le­sen) hatte ich irgend­wie den Faden ver­lo­ren. Oder war es die Freude dar­über, dass der Vor­le­se­ma­ra­thon end­lich vor­über war? Man weiß es nicht. Jeden­falls könnte man sich in Deutsch­land über­le­gen, ob man sich nicht die lah­men, und auf allen Sen­dern irgend­wie glei­chen, Wahl­sen­dun­gen spart und statt des­sen einen Wahl­kampf­lei­ter mit unter­hal­ten­den Fähig­kei­ten engagiert.

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