Darß 2020

Der Schalt­tag sorgt dafür, dass wir die­ses Jahr bereits im Februar auf den Darß rei­sen: Am 29. Februar star­ten wir unsere tra­di­tio­nelle Urlaubs­wo­che. Wie immer ist die Vor­freude groß, denn der Darß ver­heißt See­luft, Spa­zier­gänge und viel Zeit für Bücher.

Tat­säch­lich scheint sich in Ahren­shoop in Sachen Inter­net im letz­ten Jahr eini­ges getan zu haben – das Mobil­funk-Daten­netz ist aller­dings immer­noch etwas schwach auf der Brust. Ein­ein­halb Meter außer­halb des Häus­chens habe ich LTE, im Häus­chen selbst oft nichts. Gut so, dann bleibt das Smart­phone ein­fach auf dem Tisch liegen.

Quar­tier­katze Flitzi sehen wir nur am Anrei­se­tag und am Tag vor der Abreise – sie hat bes­se­res zu tun, als sich um Urlau­ber zu kümmern.

29. Februar:
Anreise

Vier­tel vor 11 Uhr star­ten wir vor der Haus­tür. Die Kuschel­de­cke ist dies­mal defi­ni­tiv an Bord, und des­halb schaf­fen wir die Anreise in vier Stun­den und fünf Minu­ten. Nach einer kur­zen Begrü­ßung durch unsere Quar­tier­ver­mie­ter und dem Ein­räu­men des Häus­chens gibt es ein paar Koh­le­hy­drate in Form von Scho­ko­la­den­ku­chen, und dann bre­chen wir auf zur Steil­küste. Diese hat die­ses Jahr mäch­tig gegen die Wel­len der Ost­see zu kämp­fen, man kommt quasi an kei­nem Tag unse­rer Urlaubs­wo­che unter­halb von Nie­ha­gen nach Ahren­shoop. Auf der Steil­küste wurde der Weg um ein Dut­zend Meter ins Lan­des­in­nere ver­legt, da die Abbrü­che den alten Weg jetzt ernst­haft gefärden.

1. März:
Rundgang um Ahrenshoop

Das Wet­ter ist etwas stür­misch, aber es bleibt tro­cken. Wir lau­fen unse­ren Stan­dard-Rund­weg ent­lang des Bod­dens zum Hafen, von dort nach Ahren­shoop hin­ein. Dort erkun­den wir den Weg zur Mühle, in wel­cher sich seit 2016 ein net­tes klei­nes Café befin­det, wel­ches wir bis­lang gar nicht wahr­ge­nom­men hat­ten. Wir ver­mer­ken das Lokal für einen spä­te­ren Besuch, prü­fen die Schmuck­be­stände in der Aus­lage der Gold­schmiede Kup­fer und lau­fen anschlie­ßend über den Sand­strand und das Hohe Ufer wie­der zurück zum Ferienhaus.

2. März:
Am Bodden entlang nach Wustrow

Huch, Sonne! Wir pro­bie­ren einen neuen Rund­gang aus, und zwar am Bod­den ent­lang in Rich­tung Wus­trow. Der erste knappe Kilo­me­ter ist wegen der Nie­der­schläge in den letz­ten Tagen etwas mat­schig, aber Frau R. und ich kämp­fen uns tap­fer durch. Wir wer­den mit einem schö­nen Stück ruhi­ger Natur und einem wun­der­vol­len Blick über den Bod­den belohnt.

In Wus­trow ent­schei­den wir uns für eine Que­rung der Stadt in Rich­tung Strand, und von dort geht es auf ver­trau­ten Pfa­den zurück nach Niehagen.

3. März:
Sundische Wiesen

Brrr, drau­ßen ist es grau und win­dig. Na und? Wir rol­len nach Zingst und von dort, unter­bro­chen von einer klei­nen Park­platz­kon­fu­sion, wei­ter zu den Sun­di­schen Wie­sen. Das ist ein Natur­schutz­ge­biet ent­lang der Küste, wel­ches durch die Rena­tu­rie­rung eines frü­he­ren mili­tä­ri­schen Sperr­ge­biets ent­stan­den ist.

Um der Ost­see mehr Raum zu geben, hat man den alten Deich wei­ter ins Lan­des­in­nere ver­la­gert. Warum man dies aller­dings schnur­ge­rade gemacht hat? Keine Ahnung. Kur­ven kos­ten wahr­schein­lich zu viel Geld. Die Römer woll­ten mit ihren kilo­me­ter­lan­gen gera­den Bau­wer­ken fremde Völ­ker beein­dru­cken und ein­schüch­tern, aber das kann in den Sun­di­schen Wie­sen nicht das Ziel gewe­sen sein …

Das Ergeb­nis jeden­falls ist ein asphal­tier­ter Wan­der­weg, der – nur unter­bro­chen von einem win­zi­gen Knick – unge­fähr 8 Kilo­me­ter zum Pra­mort und von dort noch etwas wei­ter zur Hohen Düne führt. Mit dem Fahr­rad ist man, solange kein Gegen­wind herrscht, sicher­lich in ver­tret­ba­rer Zeit am Ziel. Und bestimmt sind der Pra­mort und die Hohe Düne inter­es­sant. Zu Fuß ist der Weg dahin aber der­art lang­wei­lig, dass wir nach unge­fähr der Hälfte wie­der umkeh­ren. Ledig­lich die zahl­rei­chen Vogel­ge­räu­sche sind amü­sant, denn wir ver­su­chen uns vor­zu­stel­len, wel­chen Beef Enten, Gänse, Schwäne und andere Vögel im Schilf so austragen.

Um dem Tag noch ein ver­gnüg­li­ches Ende zu berei­ten, besu­chen wir die Pre­rower Tee­schale, stär­ken uns mit den gewohnt gewal­tig gro­ßen Kuchen­stü­cken und rol­len zei­tig nach Hause zu unse­ren Büchern.

4. März:
Solotag

Das Wet­ter ist ange­mes­sen: Die Sonne scheint, es pfeift ein wenig um die Ohren. Die Wel­len schei­nen für mei­nen heu­ti­gen Solo-Pro­jekt­tag genau richtig.

Ich ver­ziehe mich erst­mal an den Stein­strand unter­halb des Hohen Ufers, binde mir zwei Müll­tü­ten um die Unter­schen­kel und wage mich auf rut­schi­gen Buh­nen soweit übers Was­ser, dass ich die bre­chen­den Wel­len von oben foto­gra­fie­ren kann. In der rech­ten Hand das Ein­bein­sta­tiv mit Kamera, in der lin­ken Hand das Smart­phone als Fern­steue­rung, um die Ohren ein rau­hes Lüft­chen und unter mir so viel Was­ser, dass ein Absturz keine schöne Vor­stel­lung ist – hallo Nervenkitzel!

Anschlie­ßend wan­dere ich auf der Steil­küste – unter­halb ist wie gesagt auch heute kein Durch­kom­men – nach Ahren­shoop und von dort noch ein­mal links­herum zum Stein­strand. Ein paar grö­ßere Fels­bro­cken lie­gen als Motiv bereit, und auf dem Nach­hau­se­weg sammle ich noch die obli­ga­to­ri­schen Hühnergötter.

Frau R. ver­treibt sich den Tag eben­falls mit einem Spa­zier­gang am Strand, Stei­ne­sam­meln und einem Besuch in der Bun­ten Stube.

5. März:
Weststrand

Anfangs ist es noch etwas wol­kig-grau, aber das gibt sich. Wir stel­len das Auto auf dem Park­platz Drei Eichen ab – hurra, der Park­au­to­mat ist zugeklebt!

Der Natio­nal­park ist die­ses Jahr ziem­lich voll mit Was­ser, die Wege recht mat­schig, aber der West­strand ist noch da und wie immer san­dig. Wir lat­schen in Rich­tung Dar­ßer Ort, kom­men aller­dings nur bis zum Mül­ler­weg. Dort strömt die Mod­der­brühe aus dem Urwald der­art kräf­tig in die Ost­see, dass ein Wei­ter­lau­fen nicht mög­lich ist. Zwar hat jemand ein Baum­stämm­chen über den neuen Bach gelegt, aber diese Behelfs­brü­cke ist nur etwas für ganz Mutige, und das sind wir heute nicht. Also trö­deln wir am West­strand wie­der in Rich­tung Ahren­shoop, sam­meln unter­wegs Stein­chen und Muschel­chen und las­sen uns die Sonne auf die Häup­ter scheinen.

Wie­der am Auto, stel­len wir fest, dass der Park­schein­au­to­mat jetzt kom­plett fehlt …

Auf dem Rück­weg besu­chen wir dann wie geplant noch das Müh­len­café: Pfir­sich-Ros­ma­rin-Streu­sel­ku­chen und eine Scho­ko­la­den-Kara­mell-Tarte – hmmmlecker!

6. März:
Faulenzen

Blick nach drau­ßen: nein. Wirk­lich nicht. Igitt. Heute sind sämt­li­che Spa­zier­gänge abge­sagt, das Wet­ter will uns Frei­zeit verschaffen.

Wir erle­di­gen kurz ein paar Ein­käufe, lesen jeder noch ein Buch und spei­sen abends tra­di­tio­nell im Strand­läu­fer.

7. März:
Abreise

Wir schaf­fen die Abfahrt von Nie­ha­gen gegen 10.30 Uhr, sind 14.45 Uhr in Dres­den, holen die Schmidts aus der Pen­sion nach Hause und genie­ßen für den Rest des Wochen­en­des das Beisammensein.

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