Der Schalttag sorgt dafür, dass wir dieses Jahr bereits im Februar auf den Darß reisen: Am 29. Februar starten wir unsere traditionelle Urlaubswoche. Wie immer ist die Vorfreude groß, denn der Darß verheißt Seeluft, Spaziergänge und viel Zeit für Bücher.
Tatsächlich scheint sich in Ahrenshoop in Sachen Internet im letzten Jahr einiges getan zu haben – das Mobilfunk-Datennetz ist allerdings immernoch etwas schwach auf der Brust. Eineinhalb Meter außerhalb des Häuschens habe ich LTE, im Häuschen selbst oft nichts. Gut so, dann bleibt das Smartphone einfach auf dem Tisch liegen.
Quartierkatze Flitzi sehen wir nur am Anreisetag und am Tag vor der Abreise – sie hat besseres zu tun, als sich um Urlauber zu kümmern.
29. Februar:
Anreise
Viertel vor 11 Uhr starten wir vor der Haustür. Die Kuscheldecke ist diesmal definitiv an Bord, und deshalb schaffen wir die Anreise in vier Stunden und fünf Minuten. Nach einer kurzen Begrüßung durch unsere Quartiervermieter und dem Einräumen des Häuschens gibt es ein paar Kohlehydrate in Form von Schokoladenkuchen, und dann brechen wir auf zur Steilküste. Diese hat dieses Jahr mächtig gegen die Wellen der Ostsee zu kämpfen, man kommt quasi an keinem Tag unserer Urlaubswoche unterhalb von Niehagen nach Ahrenshoop. Auf der Steilküste wurde der Weg um ein Dutzend Meter ins Landesinnere verlegt, da die Abbrüche den alten Weg jetzt ernsthaft gefärden.
1. März:
Rundgang um Ahrenshoop
Das Wetter ist etwas stürmisch, aber es bleibt trocken. Wir laufen unseren Standard-Rundweg entlang des Boddens zum Hafen, von dort nach Ahrenshoop hinein. Dort erkunden wir den Weg zur Mühle, in welcher sich seit 2016 ein nettes kleines Café befindet, welches wir bislang gar nicht wahrgenommen hatten. Wir vermerken das Lokal für einen späteren Besuch, prüfen die Schmuckbestände in der Auslage der Goldschmiede Kupfer und laufen anschließend über den Sandstrand und das Hohe Ufer wieder zurück zum Ferienhaus.
2. März:
Am Bodden entlang nach Wustrow
Huch, Sonne! Wir probieren einen neuen Rundgang aus, und zwar am Bodden entlang in Richtung Wustrow. Der erste knappe Kilometer ist wegen der Niederschläge in den letzten Tagen etwas matschig, aber Frau R. und ich kämpfen uns tapfer durch. Wir werden mit einem schönen Stück ruhiger Natur und einem wundervollen Blick über den Bodden belohnt.
In Wustrow entscheiden wir uns für eine Querung der Stadt in Richtung Strand, und von dort geht es auf vertrauten Pfaden zurück nach Niehagen.
3. März:
Sundische Wiesen
Brrr, draußen ist es grau und windig. Na und? Wir rollen nach Zingst und von dort, unterbrochen von einer kleinen Parkplatzkonfusion, weiter zu den Sundischen Wiesen. Das ist ein Naturschutzgebiet entlang der Küste, welches durch die Renaturierung eines früheren militärischen Sperrgebiets entstanden ist.
Um der Ostsee mehr Raum zu geben, hat man den alten Deich weiter ins Landesinnere verlagert. Warum man dies allerdings schnurgerade gemacht hat? Keine Ahnung. Kurven kosten wahrscheinlich zu viel Geld. Die Römer wollten mit ihren kilometerlangen geraden Bauwerken fremde Völker beeindrucken und einschüchtern, aber das kann in den Sundischen Wiesen nicht das Ziel gewesen sein …
Das Ergebnis jedenfalls ist ein asphaltierter Wanderweg, der – nur unterbrochen von einem winzigen Knick – ungefähr 8 Kilometer zum Pramort und von dort noch etwas weiter zur Hohen Düne führt. Mit dem Fahrrad ist man, solange kein Gegenwind herrscht, sicherlich in vertretbarer Zeit am Ziel. Und bestimmt sind der Pramort und die Hohe Düne interessant. Zu Fuß ist der Weg dahin aber derart langweilig, dass wir nach ungefähr der Hälfte wieder umkehren. Lediglich die zahlreichen Vogelgeräusche sind amüsant, denn wir versuchen uns vorzustellen, welchen Beef Enten, Gänse, Schwäne und andere Vögel im Schilf so austragen.
Um dem Tag noch ein vergnügliches Ende zu bereiten, besuchen wir die Prerower Teeschale, stärken uns mit den gewohnt gewaltig großen Kuchenstücken und rollen zeitig nach Hause zu unseren Büchern.
4. März:
Solotag
Das Wetter ist angemessen: Die Sonne scheint, es pfeift ein wenig um die Ohren. Die Wellen scheinen für meinen heutigen Solo-Projekttag genau richtig.
Ich verziehe mich erstmal an den Steinstrand unterhalb des Hohen Ufers, binde mir zwei Mülltüten um die Unterschenkel und wage mich auf rutschigen Buhnen soweit übers Wasser, dass ich die brechenden Wellen von oben fotografieren kann. In der rechten Hand das Einbeinstativ mit Kamera, in der linken Hand das Smartphone als Fernsteuerung, um die Ohren ein rauhes Lüftchen und unter mir so viel Wasser, dass ein Absturz keine schöne Vorstellung ist – hallo Nervenkitzel!
Anschließend wandere ich auf der Steilküste – unterhalb ist wie gesagt auch heute kein Durchkommen – nach Ahrenshoop und von dort noch einmal linksherum zum Steinstrand. Ein paar größere Felsbrocken liegen als Motiv bereit, und auf dem Nachhauseweg sammle ich noch die obligatorischen Hühnergötter.
Frau R. vertreibt sich den Tag ebenfalls mit einem Spaziergang am Strand, Steinesammeln und einem Besuch in der Bunten Stube.
5. März:
Weststrand
Anfangs ist es noch etwas wolkig-grau, aber das gibt sich. Wir stellen das Auto auf dem Parkplatz Drei Eichen ab – hurra, der Parkautomat ist zugeklebt!
Der Nationalpark ist dieses Jahr ziemlich voll mit Wasser, die Wege recht matschig, aber der Weststrand ist noch da und wie immer sandig. Wir latschen in Richtung Darßer Ort, kommen allerdings nur bis zum Müllerweg. Dort strömt die Modderbrühe aus dem Urwald derart kräftig in die Ostsee, dass ein Weiterlaufen nicht möglich ist. Zwar hat jemand ein Baumstämmchen über den neuen Bach gelegt, aber diese Behelfsbrücke ist nur etwas für ganz Mutige, und das sind wir heute nicht. Also trödeln wir am Weststrand wieder in Richtung Ahrenshoop, sammeln unterwegs Steinchen und Muschelchen und lassen uns die Sonne auf die Häupter scheinen.
Wieder am Auto, stellen wir fest, dass der Parkscheinautomat jetzt komplett fehlt …
Auf dem Rückweg besuchen wir dann wie geplant noch das Mühlencafé: Pfirsich-Rosmarin-Streuselkuchen und eine Schokoladen-Karamell-Tarte – hmmmlecker!
6. März:
Faulenzen
Blick nach draußen: nein. Wirklich nicht. Igitt. Heute sind sämtliche Spaziergänge abgesagt, das Wetter will uns Freizeit verschaffen.
Wir erledigen kurz ein paar Einkäufe, lesen jeder noch ein Buch und speisen abends traditionell im Strandläufer.
7. März:
Abreise
Wir schaffen die Abfahrt von Niehagen gegen 10.30 Uhr, sind 14.45 Uhr in Dresden, holen die Schmidts aus der Pension nach Hause und genießen für den Rest des Wochenendes das Beisammensein.