North Marston 2017

Donnerstag, 25. August:
National Trust Stowe

Wer mal einen wirk­lich gro­ßen, alten Her­ren­sitz nebst Gar­ten besu­chen will, ist in Stowe abso­lut rich­tig. Gar­ten? Die­ser Park ist eine Land­schaft für sich! Vor vie­len Jah­ren hat sich der lokale Feu­dal­herr mit sei­ner Sam­mel­lei­den­schaft rui­niert, vor­her aber noch ein Gar­ten­ge­lände von ca. 250 acres (ca. 100 Hektar) mit aller­lei Tem­peln, Brü­cken und Säu­len nebst einem rie­si­gen Her­ren­haus in die Land­schaft gesetzt. Das ganze Pro­jekt hat unge­fähr 10 Jahre gedau­ert; also bis der Park fer­tig war. Queen Vic­to­ria hat in jun­gen Jah­ren auch ein­mal Stowe House besucht und war der Mei­nung, dass Geld nicht für soviel Prunk aus­ge­ge­ben wer­den sollte. Die Erben hat­ten irgend­wann die Schnauze voll vom Schul­den­zah­len (die Fami­lie war von einer der reichs­ten Groß­bri­tan­ni­ens zu einem der größ­ten Schuld­ner mutiert) und haben dem Natio­nal Trust den Gar­ten ver­macht. Das Haus wollte der Trust nicht, denn das ist im Unter­halt ein­fach ein wenig teuer. Des­halb ist da heute eine Schule unter­ge­bracht. Nach­dem alles Wert­volle ver­stei­gert wor­den war, wucherte der Park lang­sam zu und das Schloss ver­fiel. Die Park­an­lage konnte rela­tiv schnell wie­der her­ge­rich­tet wer­den, auch wenn ein paar „Tem­pel“ immer noch so eine Art Dorn­rös­chen­schlaf hal­ten. Es ist auch fast unmög­lich, die alte Pracht wie­der her­zu­stel­len, weil durch die Ver­stei­ge­rung Bil­der, Skulp­tu­ren usw. in vie­len pri­va­ten Samm­lun­gen ver­schwun­den sind. Und wenn die Räum­lich­kei­ten restau­riert wer­den, dann natür­lich nur mit edlen Mate­ria­lien! Das kos­tet natür­lich Unmen­gen Geld, das nicht allein durch die Ein­nah­men aus der Staat­li­chen Lot­te­rie, der einen oder ande­ren Spende vom Natio­nal Trust und sons­ti­gen pri­va­ten Zuwen­dun­gen, son­dern auch durch Ver­mie­tung für pri­vate Fei­ern erbracht wer­den muss. Just am Tag unse­res Besu­ches wurde gerade der „Runde Saal“ für eine Hoch­zeits­feier am nächs­ten Tag vor­be­rei­tet. Und von Wis­sens­durst getrie­ben, platze ich in die Vor­be­rei­tun­gen hin­ein und werde natür­lich sofort wie­der hin­aus kom­pli­men­tiert. Doch welch Tri­umph: Die geführte Schloss­tour führt auch durch den „Gro­ßen Saal“, den ich natür­lich mit stol­zem Blick durch­schreite. Und ich nehme mit einer gewis­sen Scha­den­freude wahr, dass unsere Gäs­te­füh­re­rin irgend­wie nicht so begeis­tert von die­sem Trei­ben ist. Doch sie lässt sich selbst­ver­ständ­lich nicht beir­ren und zeigt und stolz und selbst­be­wusst den Saal, der ja eigent­lich heute nicht für Besu­cher zugäng­lich ist, und auch den tol­len Aus­blick von der Treppe davor. 

Ich tau­mele auf der Jagd nach Foto­mo­ti­ven kreuz und quer durch den Park, Frau R. gibt sich wie gesagt noch eine Tour durch die Innen­räume von Stowe House (des­halb auch mein pro­fun­des Wis­sen über Stowe House 😉 ).

Das Wet­ter­rou­lette geht zwar nicht ganz zu mei­nen Guns­ten aus, aber die weni­gen Minu­ten Sonne rei­chen für ein paar schöne Schnapp­schüsse der Pal­la­dian Bridge. Und ich mache bestimmt nicht die künst­le­risch schöns­ten Fotos. Aber dafür habe ich 1 – 2 ver­wun­schene Orte mehr ent­deckt, Hasen und 1 Eich­hörn­chen gese­hen und sogar Zeit für eine Pause in der Sonne auf einer Bank gehabt. Stowe ist wirk­lich eine Reise wert! Auch wenn eine Kri­tik aus dem 19. Jh. nicht so pri­ckelnd war. Es wurde sich näm­lich beschwert, dass die Park­an­lage in einem desas­trö­sen Zustand wäre: Die meis­ten Bäche wären ver­schmutzt und wür­den stinken.Und was als „römisch“ oder „grie­chisch“ ange­prie­sen würde, würde ja jedem Bau­stil spot­ten. Außer­dem wäre es gänz­lich pie­tät­los, wenn ein Was­ser­fall in den Fluss „Styx“ mün­den würde. 

Abends noch mal „Pil­grim“ (Abschieds­es­sen sozu­sa­gen) und dann Abendgemütlichkeit 😉

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