Montag, 21. August:
Cambridge
Kurzentschlossen treten wir heute unsere letzte längere Tour an. Kurzentschlossen? Ich bin fast bemüßigt zu sagen, dass Herr H. sanften Druck ausgeübt hat. Ich hätte ja mal einen gemütlichen Tag im Quartier gebraucht. Aber nein: Cambridge musste unbedingt bereist werden, damit der Rest der Woche flexibel gestaltbar für einen Fototag mit Stativ ist. 😉 Ich bleibe gespannt … Weckzeit ist 8 Uhr, denn es geht nach Cambridge. Man muss zu Cambridge nicht allzu viel sagen – neben Oxford ist es die zweite bekannte Universitätsstadt in Großbritannien und wartet erneut mit allen möglichen Colleges, netten Häuschen und lieblichen Grünanlagen auf. Wir wählen wieder die bequeme Park-and-Ride-Variante (Madingley P+R, Parken für ein Pfund, Bustransfer pro Person drei Pfund hin und zurück).
In der Innenstadt angekommen, schlagen wir uns erstmal zwischen einer Million chinesischer Touristen durch zum Besucherinformationszentrum und fassen dort eine Stadtbroschüre mit mehreren optionalen Touren aus. Wir entscheiden uns für „Seitengässchen und College-Rückansichten“.
Und dann geht es los, vorbei an altehrwürdigen Lehranstalten und durch wuselige kleine Straßen, hin zur St. Gile’s Church und dem noch etwas weiter oben liegenden Cambridge Mound, dem höchsten Punkt der Stadt mit einer schönen Aussicht rundum. St. Peter, die kleinste Kirche in ganz England, können wir leider nicht von innen besichtigen – die Tür ist verschlossen, die Galerie nebenan, wo man eigentlich den Schlüssel ausfassen kann, wird gerade umgebaut und ist deshalb ebenfalls zu. Ein netter Herr von der Baustelle gibt mir den Tip, dass der Schlüssel derzeit in St. Gile’s abgeholt werden kann; dummerweise schließt St. Gile’s aber 12 Uhr und es ist zu spät. Manchmal spielt das Glück echt Verstecken …
Dafür werden wir aber von zwei freundlichen jungen Menschen in den für Besucher eigentlich kostenpflichtigen Park des St. Peter-Colleges geschmuggelt mit dem Hinweis, wir müssten einfach nur wichtig und beschäftigt aussehen, dann würde sich schon niemand um uns kümmern. Wichtig und beschäftigt? Bin ich! Ich treibe es soweit, dass ich einen der resolut aussehenden Aufseher aber für ein Foto gewinnen kann. Das Aufsichtspersonal zeigt seine Wichtigkeit nicht nur durch distinguiertes Auftreten sondern auch durch elegante Kleidung: Anzug und Bowler (auch die Frauen). Das Personal von St. Peter wirkt in den grauen Anzügen ein wenig wie die „Grauen Herren“ in „Momo“, haben aber eine wirklich wichtige Aufgabe. Und zwar die Würde des Colleges zu schützen. Insbesondere vor asiatischen Touristen, die in ihrer Begeisterung, eine lebendige(!) Ente zu sehen, die sich auch noch füttern lässt, den heiligen Rasen betreten, obwohl ein Schild dieses verbietet. Der Aufsichtsführende schreitet gemächlich herzu, fasst die Gruppe Asiaten streng ins Auge und winkt sie resolut vom Rasen herunter. Ich hätte fast Beifall geklatscht!
Hernach mäandern wir noch ein wenig durch die immernoch trubelige Innenstadt und sammeln ganz nebenbei Mitbringsel für die Lieben daheim ein. Die Suche nach einem indischen Take-away verläuft leider ergebnislos, ein junges ortsansässiges Pärchen kennt zwar eins, aber das liegt zu weit ab vom Weg zurück zum P+R‑Bus.
Auf dem Rückweg nach Hause reiten wir noch beim LIDL in Milton Keynes/Bletchley ein – dort werden, mitten in Großbritannien, die Zahlungsbelege tatsächlich in Deutsch ausgedruckt!
Zuhause gibt’s leckeren Zweigelt auf der abendlichen Terrasse. Leider immer noch ohne Katzen 🙁