Freitag, 5. August:
Kloster Walsrode
Au ja, es schüttet, und es ist fünfzehn Grad kälter als gestern. Wir erledigen erstmal nur Einkäufe und haben eigentlich schon einen Lesetag im Hinterkopf, als uns einfällt: Was gegen Hitze hilft, hilft auch gegen Regen. Was könnte das sein? Richtig: ein Kloster.
Diesmal ist es das in Walsrode und bietet um 15 Uhr ein Führung an. Wir sind etwas zu zeitig, Frau R. jagt deshalb vorher am Miniteich Frösche mit der Kamera, und wir werden dabei sogar von einer der im Kloster lebenden Konventualinnen beobachtet und sehr nett vom Balkon aus angesprochen. Ja, wir dürfen natürlich Frösche knippsen, das ist doch nicht verboten!
Die Führung erleben wir im sehr kleinen Kreis, denn außer uns beiden ist nur noch unsere Klosterführerin dabei, welche natürlich ebenfalls im Kloster lebt und wirkt.
Kloster Walsrode ist das kleinste, aber auch das älteste der „Heideklöster“ und wurde von Graf Walo gestiftet, nachdem der im Sumpf steckengeblieben war und doch noch gerettet wurde. Die ersten Bewohnerinnen waren schon als etwas aufmüpfig bekannt, weshalb die Stifterfigur in der linken Hand ein Klosterhaus hält, aus welchem eine Frau herausschaut.
Die anschließende Tour zum Grundlosen See müssen wir leider abbrechen, weil die einzige Zufahrt fast durchgängig wegen Straßenbaustellen gesperrt ist und eine Umfahrung unheimlich viel Zeit kosten würde. Laufen ist auch keine Option, denn von Walsrode sind es zum See fünf Kilometer in eine Richtung. Und davon abgesehen sieht das Wetter noch alles andere als stabil aus. Also ab nach Hause!
Zu den „Heideklöstern“ ist – schlauhasig – noch etwas zu sagen: Ursprünglich waren sie als katholische Frauenklöster errichtet. Nach der Reformation durften sie noch als evangelische Damenstifte für Adelige weiterbestehen. Das stieß bei den Nonnen natürlich nicht auf Begeisterung. Teilweise zeigte sich das dadurch, dass vom Nonnenchor aus bei den Gottesdiensten brennendes Papier in den Kirchenraum geworfen wurde. Auch heute sind diese Klöster bewohnt. Und zwar von alleinstehenden Frauen (geschieden oder verwitwet) im Rentenalter, die zwar allein wohnen, aber dennoch in Gemeinschaft leben. Weitere Voraussetzung ist, dass die Frauen evangelisch sein müssen. Und sie müssen sich bewerben und auch probewohnen. Sowohl die Gemeinschaft als auch die Bewerberin können sich für oder gegen die Aufnahme in den Konvent entscheiden. Der Habit wird nur noch bei festlichen Anlässen getragen. Insofern ist es ein völlig anderes Leben, als ich es von Kloster St. Marienstern kenne.