Freitag, 12. August:
Uelzen
Ich bin heute mit dem falschen Bein aufgestanden, es ist zu warm, es ist der letzte komplette Urlaubstag vor der Abreise – keine Ahnung, jedenfalls steht unsere heutige Kurzvisite unter keinem guten Vorzeichen. Wir wollen um die Ecke nach Uelzen, weil es dort den Hundertwasser-Bahnhof und ein paar alte Häuschen anzuschauen gibt.
Um es kurz zu machen: Wenn man einen Hundertwasser-Bahnhof der DB erwartet, dann bekommt man einen. Am Tag der Eröffnung hat dieser mit Hundertwasser-Kunstelementen aufgepeppte, alte Backsteinbau bestimmt gut ausgesehen. Bis heute ist er dann aber den Weg vieler Kleinstadtbahnhöfe der DB gegangen – mit Dreck und Verfall an allen Ecken; Löwenzahn wächst durch den Asphalt, in den Fußgängertunneln sind meiner Meinung nach Wandelemente abgefallen und nicht ersetzt worden, es bröckelt und fleckt überall. Das Imposanteste an diesem Bahnhof ist für mich die Tatsache, dass es tatsächlich einen Bahnsteig 304 gibt – so hoch stapeln selbst in Großstädten nicht viele Zughaltestellen.
Von diesem Anblick noch weiter angenervt, umschlendere ich mit Frau R. noch eine Großbaustelle am Bahnhof und dann weiter in Richtung Altstadt. Was den Ausflug für ein paar Minuten rettet, sind die sehr freundlichen Mitarbeiterinnen in der vollklimatisierten Touristeninfo, welche keine Ahnung haben, wie bullig heiß es mittlerweile draußen ist und die von mir davor gewarnt werden, vor die Tür zu gehen.
Ansonsten ist Uelzen schnell durchlaufen. Ja, es gibt etliche alte Häuser, aber auch in der Innenstadt herrscht ein wenig der Charme des Verfalls, und es sind wegen der Temperaturen kaum Menschen auf der Straße. Aus unbekannten Gründen gibt es auch in Uelzen ein Denkmal für den 17. Juni 1953; wir hatten uns letztes Jahr in Donaueschingen bereits darüber gewundert, warum man fernab der DDR solche Gedenkstellen findet. Wir brechen ab und verziehen uns zurück ins Häuschen.