Mittwoch, 4. August:
Vogtsbauernhof Wulfach
Das Wetter geht so, als wir nach Wulfach aufbrechen. Dort steht eine ähnliche Anlage, wie wir sie bereits letztes Jahr in Bayern besucht hatten: eine Sammlung alter Schwarzwälder Bauernhäuser mit Originaleinrichtung.
Wieder alte Häuser! Nicht ganz so alt wie in Unteruhldingen. Dafür aber original: abgebaut am Standort und wiederaufgebaut im Museum. In manchen Häusern waren die Lebensgeschichten der letzten Bewohner nachzulesen. Ich war überrascht, dass einige Häuser noch bis Ende der 60-er Jahre des letzten Jahrhunderts bewohnt waren und das in einem Zustand, den das Gebäude schon Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts hatte. Eine Moritat aus dem 19. Jh. wurde per Film-Dauerschleife von einem Drehorgelspieler dargeboten: Ein Knecht wurde in den frühen Abendstunden erschossen. War es Mord? Ein Unfall? Ein fehlgeleiteter Schuss? Verurteilt wurde der Nebenbuhler des Opfers, der aber Zeit seines Lebens die Tat bestritten hat. Das aus diesem Geschehen entstandene Lied ist so lang, dass mir die Melodie noch ein paar Häuser weiter nicht aus dem Kopf ging.
Im Gegensatz zu letztem Jahr reisen mit uns noch einige Hundert andere Menschen an und besichtigen ebenfalls, was das Zeug hält. Aber es ist Platz genug für alle, und am Ende der Tour genehmigen wir uns noch ein Stück Kuchen nebst Kaffee. An Tag 4 im Schwarzwald immer noch kein Schwarzwälder Kirsch!
Zweiter Tagesordnungspunkt soll eigentlich ein Besuch des Wasserfalls in Triberg werden, welcher laut Baedeker mit einer Höhe von 163 Metern glänzen und in regenreichen Zeiten – also jetzt! – besonders imposant sein soll. Als wir in Triberg ankommen, brechen wir diesen Besuch aber noch vor Beginn ab, denn wir fahren mitten in eine Wolke hinein, sind sozusagen von Wasser umgeben und weigern uns, zum Wasserfall zu schwimmen.
Auf der Rückreise entdecken meine geschulten Augen am linken Rand der Landstraße allerdings noch eine alte Richtstätte mit einem Galgen. Hurra, Tag gerettet, auch wenn gerade niemand dort baumelt. Und weil es immer noch nass ist, wird auch nicht nach Schädelmoos gegraben.