Donnerstag, 12. August:
Triberger Wasserfall und Blindensee
Da das Südschwarzwald-Wetter in der zweiten Urlaubswoche komplett anders ist als in der ersten und es seit letzten Sonntag keinen Tropfen Regen mehr gab (und auch bis zur Abreise keinen mehr geben soll), kramen wir den Plan mit dem Besuch der Triberger Wasserfälle nochmal raus. Diese liegen am Rand von – tattaa! – Triberg und sollen mit insgesamt 163 Metern Höhe die höchsten in ganz Deutschland sein.
Auf dem Parkplatz Adelheid angekommen, stelle ich fest, dass ich einen Aspekt völlig aus den Augen verloren habe: Hohe Wasserfälle sind meist steil, und damit sind auch die begleitenden Wege nicht unbedingt waagerecht. Ganz im Gegenteil. Was sich beim Abstieg erstmal nicht allzu sehr bemerkbar macht, aber beim Aufstieg zurück zum Parkplatz zu der einen oder anderen Rast zwingt. Und selbst ich muss zugeben: Einfach im Sprint die gesamte Strecke durchziehen ist nicht möglich. Zumindest nicht für Untrainierte.
Nichtsdestotrotz sind die Wasserfälle durchaus ansehnlich; der Eintritt von 7 EUR pro Person ist es auch, die im Baedeker genannten 4 EUR müssen aus alten Zeiten stammen. Mit der Konus-Gästekarte sahnen wir immerhin noch 50 Cent Rabatt pro Nase ab. Und weil ich „Wasserfälle“ sage: Wer sich vorstellt, dass das Wasser in der Schlucht 163 Meter tief nach unten stürzt, irrt, denn es ist doch eine Kaskade aus mehreren kleineren Wasserfällen und Zwischenbecken. Und auch hier sind wieder Massen unterwegs. Das ist zwar einerseits schön, weil es der Region zu Einnahmen verhilft und der Deutsche seine Heimat kennenlernt. Allerdings bringen die Massen auch Unruhe und Müll in die Natur. Wenigstens eignen sich die Wasserfälle nicht dafür, dass man sich für ein Selfie in sie hinein stellt.
Nach dem erfolgreichen Wiederaufstieg brauche ich erstmal eine Pause und anschließend eine ebenerdige Ausgleichsunternehmung. Was eignet sich dafür besser als ein Moor mit Bohlenweg? Und wie es der Zufall so will, gibt es mit dem Hochmoor am Blindensee genau so eins nur wenige Kilometer entfernt. Hurra! Den Parkplatz finden wir schon im zweiten Anlauf; der erste bringt uns bis zum letzten Gehöft am Ende der Zufahrtsstraße, wo ein entspannter Hofinhaber auf die Touri-Frage „Wo geht es hier zum Parkplatz?“ mit einem Lachen und einem „Sie sind nach Navi gefahren, oder?“ reagiert und uns gleich persönlich zurückeskortiert, weil er eh in Richtung Stadt muss. Danke!
Durchs Moor läuft eine Rentnergruppe mit wahrscheinlich defekten Hörgeräten, denn die heitere Kommunikation lässt wirklich dem taubsten Wildtier noch ausreichend Zeit für die Flucht. Am See jongliert ein Fotograf mit Stativ und zwei Kameras „mit 1200 Millimeter Brennweite, da werden die Makros knackscharf!“, und der Fokuspieps juchzt freudig aller paar Sekunden durch die Gegend. Außerdem macht er Zeitrafferaufnahmen von einem absolut ruhigen See und kommentiert jeden Handgriff lautstark in Richtung seiner auf einer Bank wartenden Begleiterin, die in etwa so gelassen aussieht und klingt wie Frau R., wenn ich es beim Fotografieren mal wieder übertreibe … Nanananana!
Wir latschen und fotografieren noch ungefähr eine Stunde, bevor uns der Abendbrottimer wieder in Richtung Häuschen schickt.