Dienstag, 10. August:
Wutachschlucht
Wir werden immer verwegener und starten zu einer Tour durch die Wutachschlucht, welche sich nur ungefähr 15 Autominuten südlich von Löffingen canyonartig durch die Landschaft zieht.
In der Touri-Info in Bonndorf werde ich als Städter identifiziert, weil ich erst kurz vor 12 Uhr nach einem Wandervorschlag frage. Erfahrene starten wesentlich eher, auch weil der Wanderparkplatz in Boll um die Mittagszeit herum schon weitestgehend ausgelastet ist. Wir bekommen die vorletzte freie Parklücke und stürzen von da nach unten in die Schlucht. Der Brutzelsonne wegen entscheiden wir uns nicht für einen Rundweg um Boll, sondern wählen die 9‑Kilometer-Tour von Boll zur Wutachmühle, von wo uns später ein Bus – kostenlos, weil Kurtaxe-Gästekarte! – zum Auto zurückbringen wird.
Der Abstieg ist schon recht steil, und bereits dort empfehlen sich feste Schuhe. Später braucht man die noch mehr, denn man steigt eigentlich ständig hoch und runter, und gerade in den oberen Teilen des Wegs siegt der Schlamm. Der Pfad selbst reicht auf zirka der Hälfte der Strecke für eine Personenbreite; manchmal ist er ungefähr drei Schuhsohlen breit, und an ein oder zwei Stellen überklettert man Gewässer.
Irgendwo auf der Hälfte der Strecke willigen wir ein, getrennt zu gehen, denn mein Tempo von 4 Stunden für die 9 Kilometer ist bekanntermaßen ein anderes und langsameres als das meiner Frau, welche die Strecke in etwas mehr als 3,5 Stunden schafft. Ich muss ja auch keine schwere Fotoausrüstung mit mir herumschleppen. Und auch wenn ich ein Kreislauf forderndes Tempo wähle, bleibe ich doch immer wieder stehen, um zu staunen und zu fotografieren. Und ich bin erstaunt über mich selbst: Schlamm, der die Wanderschuhe komplett und die Hosen bis über die Knöchel bedeckt, stört mich nicht im geringsten! Der trocknet schließlich beim Warten auf den besten Ehemann der Welt, wird abgeklopft und teilweise im Bus gelassen.
Kurz: Die Schluchtenwanderung ist schon fordernd, aber auch lohnenswert imposant. Menschen mit einem gespaltenen Verhältnis zu anstrengenden Wegen rate ich allerdings intensiv davon ab. Außerdem muss adäquates Schuhwerk getragen werden. Sandalen oder Glitzer-Sneakers tun es nicht. Und bitte, liebe Eltern mit Kindern im Teeageralter: Tut Euren Kids keine Wanderungen auf Matsche-Patsche-Wegen an! Die Rache der Pubertierenden wird fürchterlich.