Donnerstag, 15. August:
Nettersheim
Uiuiui, der zweite richtige Mistwettertag in unserem Urlaub. Wir haben uns vorausschauend eine Schlechtwetteroption für heute ausgeguckt. In Nettersheim, ca. eine Dreiviertelautostunde von Gerolstein entfernt, gibt es ein Naturerlebnisdorf in der Stadt mit Ausstellungen zur Römer- und Frankenzeit in der Eifel (2 EUR pro Erwachsenem), einer Fosiliensammlung (kostenlos) und – yeah! – einem Fossilienacker in der Nähe, auf dem man selber nach versteinerten Sachen suchen und buddeln kann.
Das Buddeln erledigt übrigens schon der Bauer, dem das Feld gehört, weil es beim Umpflügen immer wieder Steinbröckchen hochwühlt, in denen man fündig werden kann. Den Anmarsch dahin timen wir so günstig, dass wir zwei Regenhuschen (eine auf dem Hin- und eine auf dem Rückweg) unter einem Unterstand neben einem Wegkreuz aussitzen können. Eine Schwalbe giert nach Frau R.’s Kekskrümeln, eine seltsame Leitplankenbemalung zeigt ins Gebüsch neben der Straße. Zurück in Nettersheim wandern wir noch an der Urft entlang vorbei an den alten Kalkbrennöfen bis hin zu einem „Römerweiher“. Der See ist so verlassen, dass weder Ente noch Schwan noch Reiher zu sehen sind. Und Römer sowieso nicht.
Es reicht, wir latschen zurück und werden kurz vorm Auto noch schnurrend von einem Jungkater begrüßt.
Der letzte Tagesordnungspunkt soll eigentlich ein Abendessen im „An Justavs“ in Nettesheim-Marmagen sein, da ist heute nämlich Reibekuchentag, und Reibekuchen sind eifeltypisch. Es fiel uns recht schwer, in oder um Gerolstein herum ein Restaurant mit lokaler Küche zu finden – alles, was sich als Gasthof oder Wirtshaus mit deutscher Küche bezeichnet, hat meist Karten, bei denen das Raffinierteste noch die Schnitzelvariationen sind und welche für Vegetarier die berühmten „Gemüseaufläufe“ vorhalten. Das reicht, um einen Besuch gar nicht erst infrage kommen zu lassen.
Wir betreten kurz vor 17.45 Uhr das Lokal – und wirklich alle Tische sind reserviert, jedoch leer. Platz ist nur noch am geräumigen Thresen. Der Wirt meint zu uns, dass es mit dem Essen etwas länger dauern könnte, sollten sich die für 18 Uhr vorbestellten Tische füllen. Ich bin verwirrt und frage, ob etwas dagegen spräche, jetzt sofort etwas zu Essen zu bekommen. Antwort: Man weiß ’et nicht, denn wenn die bestellten Tische dann einträfen, würde man keine Prognose wagen. Ich bin verwirrt, denn solange noch gar niemand da ist, könnte die Küche ja unsere Reibekuchen … Frau R. hingegen ist entmutigt, und deshalb treten wir die Heimfahrt an. Gibt es eben Döner vom „Türkmen“ in Gerolstein. So!
Blinkerhebel und ‑leuchtmittel sind hier in der Gegend wahrscheinlich sehr, sehr teuer und werden deshalb kaum eingesetzt, nicht beim Verlassen des Kreisverkehrs (und davon gibt es um und in Gerolstein beinahe mehr als in Dänemark oder Großbritannien), nicht bei abbiegenden Hauptstraßen, nicht beim Überholen oder Wiedereinscheren und auch nur gelegentlich beim Abbiegen. Außerdem fahren die Autos mit Dauner oder Bitburger Nummernschildern 70, wenn sie 100 dürften, dafür aber 100, wenn sie nur 70 dürften. Egal. Die Belgier sind schlimmer.