Hain-Gründau, Hessen 2024

Mittwoch, 14. August:
Grube Messel

Einer der wei­tes­ten Tages­aus­flüge trägt uns in die unge­fähr 60 Kilo­me­ter ent­fernte ehe­ma­lige Ölschie­fer­grube Mes­sel. Mal wie­der gewünscht von einer ein­zel­nen Dame! In die­ser hat man vom Anfang des 20. Jahr­hun­derts bis unge­fähr zum zwei­ten Welt­krieg Ölschie­fer gebro­chen, die­sen getrock­net und dann das Öl aus dem Schie­fer erst ver­dampft und dann kon­den­siert. Das war öko­no­misch nur für eine kurze Zeit sinn­voll – aus dem unge­fähr einen Kilo­me­ter brei­ten und an der Sohle 60 Meter tie­fen Kra­ter wur­den ins­ge­samt unge­fähr 4 moderne Öltan­ker voll Öl gewonnen.

Viel inter­es­san­ter ist die Grube, wel­che 1995 Deutsch­lands ers­tes UNESCO-Welt­na­tur­erbe wurde, wegen ihrer Fos­si­li­en­funde. Im Ölschie­fer haben sich über Jahr­mil­lio­nen (48 Mil­lio­nen Jahre, um exakt zu sein) die Über­reste von Fle­der­mäu­sen, Alli­ga­to­ren, Minipfer­den, Rie­sen­eich­hörn­chen und ande­ren nach­di­no­zeit­li­chen Tie­ren erhal­ten. Und wegen des Sta­tus als Welt­na­tur­erbe ist die For­schung begrenzt auf zwei Teams zu zehn Per­so­nen gleich­zei­tig, wel­che nur an genau fest­ge­leg­ten Stel­len Fos­si­lien suchen dürfen.

Bei­nahe wäre die Grube Mes­sel eine Müll­halde gewor­den. Nach­dem erst die Firma Ytong die Grube gekauft und zum Abkip­pen ihrer Pro­duk­ti­ons­reste ver­wen­det hatte, sollte spä­ter Haus­müll darin ver­klappt wer­den. Das konnte durch Bür­ger­pro­teste ver­hin­dert wer­den, und des­halb kann man die Welt­na­tur­erbe-Grube heute besuchen.

Diese Besu­che sind nur im Rah­men von Füh­run­gen mög­lich, wel­che man vorab buchen sollte. Die Ter­mine sind begrenzt. Wir konn­ten einen 10-Uhr-Ter­min ergat­tern, was heute zum zei­ti­gen Auf­ste­hen zwingt. Der Wecker klin­gelt des­halb gegen 7 Uhr, dafür aber auch das ein­zige Mal wäh­rend der Urlaubstage …

Die Füh­rung dau­ert je nach Buchung ein bis zwei Stun­den. Man benö­tigt fes­tes Schuh­werk, Getränke, wet­ter­ge­rechte Klei­dung sowie ein biss­chen Kon­di­tion wegen der etwas stei­len Wege. Man kann im Rah­men der Füh­run­gen sein Glück an den Ölschie­fer-Rest­hal­den ver­su­chen, aber wegen des Welt­na­tur­erbe-Titels gilt: Egal, was man fin­det – es darf nichts aus der Grube mit­ge­nom­men wer­den. Und das ist gut so. Und hätte man mir mehr Zeit gege­ben, hätte ich auch etwas gefunden!

Her­nach besu­chen wir noch die Aus­stel­lung, die sich aber in einer Stunde bequem durch­lau­fen lässt, inklu­sive zweier Filmräume.

Wir sind zei­tig auf­ge­stan­den, des­halb zei­tig wie­der im Häus­chen und zei­tig auf der Leseterrasse.

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