Mittwoch, 14. August:
Grube Messel
Einer der weitesten Tagesausflüge trägt uns in die ungefähr 60 Kilometer entfernte ehemalige Ölschiefergrube Messel. Mal wieder gewünscht von einer einzelnen Dame! In dieser hat man vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis ungefähr zum zweiten Weltkrieg Ölschiefer gebrochen, diesen getrocknet und dann das Öl aus dem Schiefer erst verdampft und dann kondensiert. Das war ökonomisch nur für eine kurze Zeit sinnvoll – aus dem ungefähr einen Kilometer breiten und an der Sohle 60 Meter tiefen Krater wurden insgesamt ungefähr 4 moderne Öltanker voll Öl gewonnen.
Viel interessanter ist die Grube, welche 1995 Deutschlands erstes UNESCO-Weltnaturerbe wurde, wegen ihrer Fossilienfunde. Im Ölschiefer haben sich über Jahrmillionen (48 Millionen Jahre, um exakt zu sein) die Überreste von Fledermäusen, Alligatoren, Minipferden, Rieseneichhörnchen und anderen nachdinozeitlichen Tieren erhalten. Und wegen des Status als Weltnaturerbe ist die Forschung begrenzt auf zwei Teams zu zehn Personen gleichzeitig, welche nur an genau festgelegten Stellen Fossilien suchen dürfen.
Beinahe wäre die Grube Messel eine Müllhalde geworden. Nachdem erst die Firma Ytong die Grube gekauft und zum Abkippen ihrer Produktionsreste verwendet hatte, sollte später Hausmüll darin verklappt werden. Das konnte durch Bürgerproteste verhindert werden, und deshalb kann man die Weltnaturerbe-Grube heute besuchen.
Diese Besuche sind nur im Rahmen von Führungen möglich, welche man vorab buchen sollte. Die Termine sind begrenzt. Wir konnten einen 10-Uhr-Termin ergattern, was heute zum zeitigen Aufstehen zwingt. Der Wecker klingelt deshalb gegen 7 Uhr, dafür aber auch das einzige Mal während der Urlaubstage …
Die Führung dauert je nach Buchung ein bis zwei Stunden. Man benötigt festes Schuhwerk, Getränke, wettergerechte Kleidung sowie ein bisschen Kondition wegen der etwas steilen Wege. Man kann im Rahmen der Führungen sein Glück an den Ölschiefer-Resthalden versuchen, aber wegen des Weltnaturerbe-Titels gilt: Egal, was man findet – es darf nichts aus der Grube mitgenommen werden. Und das ist gut so. Und hätte man mir mehr Zeit gegeben, hätte ich auch etwas gefunden!
Hernach besuchen wir noch die Ausstellung, die sich aber in einer Stunde bequem durchlaufen lässt, inklusive zweier Filmräume.
Wir sind zeitig aufgestanden, deshalb zeitig wieder im Häuschen und zeitig auf der Leseterrasse.