Freitag, 11. August:
Varusschlacht-Gelände Kalkriese
Nahe Kalkriese erstreckt sich ein Areal, welches nach umfangreichen Funden aus der Zeit rund um die Varusschlacht heute als eine sehr wahrscheinliche Stelle für eben jene gilt. Erst vor wenigen Jahren wurde ein römischer Plattenpanzer entdeckt, als Blockgrabung ausgehoben und dann in geschützter Umgebung Schicht für Schicht in monatelanger Arbeit freigelegt und rekonstruiert. Die Tatsache, dass in umittelbarer Nähe zu diesem Fund auch eine römische „Halsgeige“ – ein Gestell zum Fesseln von Hals und Händen – gefunden wurde, weckte Spekulationen, warum dieser Panzer eben dort zu liegen kam. War es Zufall? Wurde dort ein römischer Soldat von Cheruskern oder anderen Stammeskriegern ausgestellt oder geopfert? Rund um diesen Fund und die Spekulationen kann man derzeit eine Sonderausstellung besuchen. Die ist interaktiv, sehenswert und enorm interessant.
Im ebenfalls auf dem Gelände stehenden Aussichtsturm ist die reguläre Dauerausstellung zu den Funden des Ausgrabungsgeländes zu besichtigen, der Aufstieg auf den Turm per Treppe ist Ehrensache, nach unten nehmen wir aber den Fahrstuhl. Auf den Zwischenetagen bekommt man noch einen Überblick, wie sich die Figur der Arminius/Hermann in der Darstellung in Wort und Bild verändert hat, und einige dieser Darstellungen sind aus heutiger Sicht durchaus erheiternd.
Im weitläufigen Parkgelände kann man diverse Fundstellen mit Erklärtafeln ablaufen. An einer Stelle des nachgebauten Walls spielen wir zu zweit den Überfall der germanischen Stämme auf die römischen Legionen nach. Ich finde, wir waren sehr überzeugend.
Und für die Jüngeren erklärt „Reagan Wurmsky“ den Raubbau am Boden – dazu mehr von Frau R.: Wieso ich? Ich hab doch nur Fotos von ein paar Erklärtafeln gemacht. Aber na schön! „Mr. Reagan Wurmsky“ erklärt, was es mit dem Erdreich so auf sich hat. Wie Erdboden entstanden ist, sich verändert; warum die Tiere im Erdreich so wichtig sind und wie der Mensch in die Natur eingreift. Ist für Kinder projektiert, aber auch der Erwachsene an sich lernt hier noch dazu.
Nachtrag 06.09.24: Ich habe leider bis heute keinerlei Rückmeldung betreffend die Anfrage zur Genehmigung von Fotoveröffentlichungen bekommen. Also müsst ihr selber googlen.
Die Rückfahrt bietet ungefähr 20 Minuten entfernt vom Häuschen einen unangenehmen Höhepunkt, als uns ein Kamikazetraktorfahrer mit einem nicht so tollen Gefühl für Straßenbreiten in engen Serpentinen erst beinahe von der Straße drückt und uns mit der letzten Ecke seines Anhängers den linken Rückspiegel abreißt. Anhalten und Umdrehen war dort unmöglich, und somit die Chance, mit dem Traktorfahrer über das Geschehen zu reden, gleich Null.
An der nächsten Buchte flicke ich den Spiegel notdürftig zusammen – Spiegelglas und Mechanik sind Gott sei Dank heil, nur die Verkleidung liegt seitdem unauffindbar irgendwo in einem Gebüsch. Wir steuern deshalb kurz vor 18 Uhr einen Supermarkt in Lemgo an, wo ich ein paar Sachen einkaufe und aus den erworbenen Hochlastmülltüten und meterweise Paketband mit der ebenfalls gekauften Bastelschere eine neue Spiegelummantelung bastele, welche in den kommenden Tagen noch diverse Autobahntests mit Bravour meistern wird, uns also bis nach Dresden zurückbegleitet.