Mittwoch, 16. August:
Halle (Westfalen) und Wasserschloss Tatenhausen
Halle hat eine noch kleinere alte Kleininnenstadt als Hameln oder Detmold und lässt sich deshalb in noch kürzerer Zeit durchstaunen. Alte Häuschen ohne Ende, eine leidlich lebhafte Fußgängerzone und ein Café mit lecker Kuchen reichen nicht ganz aus, den Tag zu füllen, weshalb wir uns am Rand der Stadt auf einen Naturausflug rund um die „Kaffeemühle“ machen.
Die ist aber gar keine Mühle, sondern ein Aussichtspunktmonument, das wegen seiner Form den Namen „Kaffeemühle“ vom Volksmund bekommen hat. Die Nazis wollten daraus mal ein Kriegerdenkmal machen, aber das scheiterte dankenswerterweise an der Planung, der Finanzierung und einigen … nunja, verdienten derben Rückschlägen um das Jahr 1945 herum.
Im Wald findet man Reste der ersten deutschen Waldbegräbnisse – die „Apothekergräber“ und die letzte Ruhestätte der lokalen Alkoholbarone Kisker –, ein Denkmal für den lokalen Naturgestalter Hagedorn, die Grabstelle seiner Frau, ein Walter-von-der-Vogelweide-Denkmal … Und man findet ein bisschen national(sozial)istische braune Brühe, zum Beispiel ein Hakenkreuz aus Ästen, das jemand vor dem Vogelweide-Denkmal gebastelt hat, oder einen Hitlerjugend-Langemarck-Stein. Man trifft aber auch mal eine Katze auf Wanderschaft und eine bei der konzentrierten Mausejagd.
Nahe Halle liegt laut Tourismusinformationen das Wasserschloss Tatenhausen, welches sich beim Besuch aber als etwas trostloser, nasser Bau mit wenig Leben erweist. Auch der dazugehörige Gasthof macht den Eindruck, dauerhaft geschlossen zu sein; aber der Weg durch den Schlosspar…wald am Lauf des Laibachs sorgt immerhin für eine Extraportion Sauerstoff. Und Ama*on liefert bis in den Schlosshof.
Der letzte Punkt der Reise soll eigentlich ein Besuch einer Waldkapelle in Stockkämpen nur drei Kilometer weiter sein, aber heute führen nicht alle Wege nach Rom und irgendwie gar keiner nach Stockkämpen – nach einer Umleitung über einen Waldweg rattern wir in eine unüberwindbare Baustelle, die sich für Nichteingeweihte nur mittels weitem Umweg umgehen lässt. Darauf haben wir wegen der fortgeschrittenen Tageszeit keine Lust mehr, weshalb wir uns lieber in besagtem Café in Halle Kuchen und Milchkaffee reinziehen.